Leichte Sprache für Behörden
Öffentliche Institutionen verzichten auf eingestaubtes Beamten-Deutsch
Wer kennt es nicht? Das typische „Beamten-Deutsch“ in Briefen und Bescheiden. Bei diesen schwer verständlichen Texten ist es ganz egal, ob Sie ein Mensch mit einer Lernbehinderung sind oder einen Doktortitel tragen. Alle Menschen haben eins gemeinsam: Niemand liest gerne Texte, die in Beamten-Deutsch verfasst sind.
capito Schleswig-Holstein unterstützt bei der Umsetzung der Leichten Sprache
Ende März haben Führungskräfte und Mitarbeitende aus verschiedenen öffentlichen Institutionen des Landes Schleswig-Holstein am capito Seminar „Bürgernah mitgedacht | Leicht verständliche Sprache als moderne Kommunikation“ teilgenommen. In den 2,5 Tagen haben die Teilnehmenden aus Ministerien, Kreis- und Amtsverwaltungen im Martinshaus in Rendsburg gelernt, wie sie Texte in leicht verständliche Sprache übertragen können.
capito Schleswig-Holstein befähigt mit diesem Seminar Menschen dazu, die leicht verständliche Sprache im Arbeitsalltag anzuwenden. Der Fokus liegt dabei auf der Vermittlung der Sprachstufe B1. Die Sprachstufe B1 entspricht in etwa der sogenannten „Bürgersprache“, welche besonders für Menschen mit einer durchschnittlichen Lesekompetenz geeignet ist. Das betrifft zum Beispiel Menschen mit einfacher Bildung, Lernschwierigkeiten und Menschen mit nichtdeutscher Erstsprache. Texte in B1 unterscheiden sich inhaltlich nicht unbedingt von Texten in Standardsprache. Sie sind aber sprachlich, strukturell und damit auch optisch vereinfacht. Sie sind damit gut geeignet, um komplexe Sachverhalte für die Allgemeinheit verständlich zu machen.
Neue Perspektiven erweitern den persönlichen Horizont
capito Schleswig-Holstein hat den Teilnehmenden des Seminars „Bürgernah mitgedacht“ neben der Vermittlung der leicht verständlichen Sprache einen echten Perspektiv-Wechsel angeboten. So konnten alle Teilnehmenden in einer inklusiven Kaffee-Pause selbst erleben, wie es ist, blind zu sein. Die eigenen Erfahrungen mit Blindenstöcken und Augenmasken waren für alle ein ungewohntes Erlebnis. Der Seminar-Teilnehmer Florian Wrobel, 1. Vorsitzender von Die PARTEI Schleswig-Holstein, konnte in dieser Zeit mit seiner Sehbehinderung und Expertise den anderen Teilnehmenden zu Hilfe kommen.
Besonders gelobt wurden die praxisnahen Module des Seminars, die intensive Übersetzungsarbeit sowie die grundsätzliche Sensibilisierung für sprachliche und gesellschaftliche Barrieren. Ein weiterer beliebter Programmpunkt war am dritten Tag die Begegnung mit Expert*innen der Zielgruppe. Hier konnten die Teilnehmenden ihre Text-Übersetzungen von B1-Leser*innen auf Verständlichkeit hin prüfen lassen.
Ein erster Schritt ist getan. Nun gilt es für die Teilnehmenden, ihr erlerntes Wissen im beruflichen Alltag umzusetzen. capito Schleswig-Holstein wird sie dabei auch nach Seminar-Ende weiter begleiten.
Hier geht es zu den neuen Terminen für das Seminar „Bürgernah mitgedacht“.

Die Teilnehmenden übersetzen ihre Texte in leicht verständliche Sprache. Sie kommen zum Beispiel aus den Kreisverwaltungen Segeberg, Pinneberg und Stormarn, der Hansestadt Lübeck sowie den SH Landesministerien für Soziales und Inneres.

Auf dieser Metaplanwand wurden zu Beginn des Seminars die positiven und negativen Verbindungen zum Thema "Leichte Sprache" gesammelt.